Freitag, 17. September 2010

1. Teil: Katholiken in England: Von der Reformation bis zu den ,Relief Acts'

Katholiken oder „Papisten“ mussten in England seit der Reformation bis zum Emancipation Act im Jahre 1829 viele gesetzliche Nachteile in Kauf nehmen. Am Anfang werden von mir die Gesetze gegen Katholiken in der Herrschaftszeit von Königin Elizabeth I beleuchtet. Obwohl sich unter Henry VIII (1509-1547) zu Beginn der 1530er die englische Kirche von Rom trennte und diese Entscheidung die ersten katholischen Märtyrer (z.B. Sir Thomas More und Kardinal John Fisher) forderte, sollte man bedenken, dass nach Edward VI (1547-1553; à Henrys einziger Sohn von seiner dritten Ehefrau Jane Seymour) Henrys Tochter Mary I (à aus erster Ehe mit Katharine of Aragon) an die Macht kam, die England wieder zu einem katholischen Land machen wollte. Nach der kurzen Herrschaft von Mary I (1553-1558) bestieg die von Henrys zweiter Ehefrau (àAnne Boleyn) geborene Elizabeth I (1558-1603) den Thron. Die letzte Monarchin der berühmten Tudor-Dynastie etablierte schließlich die eigenständige Church of England mit dem König oder der Königin an der Spitze.
Schon die wieder eingeführte Suprematsakte (Act of Supremacy; 1558/59) brachte mehrere Kleriker und die katholischen Bischöfe aus der Herrschaftszeit von Mary I dazu ihre Position aufzugeben. Dieses Gesetz schrieb nämlich vor, die Königin in den von ihr beherrschten Gebieten als absolute Autorität in geistigen, kirchlichen sowie weltlichen Dingen anzuerkennen und keinem ausländischen Machthaber Gefolgschaft zu leisten. Anfangs waren nur öffentliche und kirchliche Amtsträger zum so genannten Oath of Supremacy verpflichtet, bevor später (1562/63) außerdem die Mitglieder des Parlaments, niedere Amtspersonen und Universitätsstudenten dazu aufgefordert wurden. Eine Verweigerung war dann auch ein Akt des Hochverrats. Zusammen mit dem oben erwähnten Gesetz trat die Uniformitätsakte (Act of Uniformity) in Kraft. Dadurch wurde jedem in England die Pflicht auferlegt mindestens einmal die Woche die Kirche zu besuchen. Bei Nichtbeachtung war ein Bußgeld von 12 pence (à nach heutigen Maßstäben wären das etwas mehr als £11) fällig. Die Uniformitätsakte forderte darüber hinaus den Klerus zum Gebrauch des Book of Common Prayer in allen Gottesdiensten auf. Ansonsten hatten die Priester mit Geld- und Gefängnisstrafen zu rechnen. Jedoch wurden erst noch keine spezifischen Bestimmungen gegen die katholische/lateinische Messe verfasst, was sich aber mit einem Gesetz aus dem Jahre 1563 änderte. Hiernach konnten die katholische Messe zelebrierenden Priester und die an dieser Messe teilnehmenden Laien mit dem Tode bestraft bzw. letztere mit einer beträchtlichen Geldstrafe bedacht werden. Im selben Jahr erschienen auch die Neununddreißig Artikel (The Thirty-Nine Articles of Religion). Sie enthalten die anglikanischen Glaubensgrundsätze und definieren damit den Anglikanismus. Auf der einen Seite hat man dadurch versucht viele Elemente sowohl aus dem Katholizismus als auch dem Protestantismus zu übernehmen bzw. einen Mittelweg zwischen den beiden Konfessionen aufzuzeigen, während man auf der anderen Seite natürlich bemüht war sich klar abzugrenzen und sich als eigenständige Konfession zu begründen.