Freitag, 17. September 2010

Papst Benedikt XVI und die Geschichte Bezüglich Westminster Hall

Benedikt XVI hat an diesem Tag einige Reden gehalten. Die Rede in der berühmten Westminster Hall ist aber von historischer Bedeutung. Der älteste Teil des Palace of Westminster an sich liefert den Grund dafür. Die Westminster Hall hat der Sohn von William the Conqueror – William II (Rufus) – im Jahre 1097 erbauen lassen (à Das Gebäude wurde 2 Jahre später fertig gestellt.) und wurde schon im 12. Jahrhundert das Verwaltungszentrum des Königreiches. Darüber hinaus ist das Hammerbalken-Gewölbe im Inneren des Gebäudes, das von Richard II im Jahre 1393 in Auftrag gegeben wurde, nicht nur ein Meisterwerk der Baukunst, sondern auch das größte mittelalterliche Holzdach in Nordeuropa.
Im Laufe der Jahrhunderte war die Westminster Hall ein Ort für besondere Anlässe. Hier haben wichtige Ereignisse und Zeremonien stattgefunden. Es ist außerdem in diesem Zusammenhang wichtig anzumerken, dass bis ins 19. Jahrhundert in dem Gebäude einige bedeutende Gerichte tagten. Daher war die Westminster Hall der Schauplatz einiger der berühmtesten (Staats-)Prozesse in der Geschichte des Königreiches oder Englands Geschichte. Einige der berühmtesten Angeklagten dort waren der schottische Aufstandsführer in den Wars of Scottish Independence William Wallace (1305; à bekannt durch Mel Gibsons Film Braveheart), die Verschwörer des Gunpowder Plot (1606) und König Charles I nach dem Englischen Bürgerkrieg (1649). Wenngleich man häufig zu Recht auf das gescheiterte Attentat von den katholischen Verschwörern des Gunpowder Plot zu sprechen kommt, so muss man auch viele andere katholische bzw. papsttreue Angeklagte nennen. Diese wurden nämlich oftmals wegen ihres Glaubens oder ihrer Papsttreue in der Westminster Hall abgeurteilt. Berühmte Beispiele hierfür sind Kardinal St John Fischer (1535), St Thomas More (1535; Der Papst erwähnte ihn in seiner Rede; In diesem Kontext weisen manche Leute gerne auf die rigorose Haltung von More gegenüber Protestanten hin, als er unter König Henry VIII Lordkanzler war. Damit werde ich mich in einem zukünftigen Eintrag auseinandersetzen!) und der jesuitische Missionspriester St Edmund Campion (1581). Alle drei starben als Märtyrer, da sie wegen angeblichen Hochverrates (!) hingerichtet wurden. Bei männlichen Hochverrätern sah man üblicherweise im damaligen England eine ziemlich grausame und unappetitliche Todesstrafe vor. Sie wurden wie St Edmund Campion gehängt, ausgedärmt und gevierteilt (engl. hanged, drawn and quartered). Das gleiche Schicksal ereilte viele andere katholische Priester. Erst sollten auch St John Fisher und St Thomas More auf solch eine Weise hingerichtet werden. Schließlich milderte König Henry VIII die Strafe für die beiden jedoch in Tod durch Enthauptung ab. Ihre Köpfe hat man dann auf der London Bridge aufgespießt.
Ja, das waren Zeiten! Heute ist die Westminster Hall nicht mehr der Schauplatz solcher (Staats-)Prozesse. Im Hinblick auf die oben beschriebenen Urteile kann man die Rede von Benedikt XVI an diesem Ort aber wirklich als einen historischen Moment bezeichnen. Ein ähnliches Ereignis war das anschließende Abendgebet zusammen mit dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury in der Westminster Abbey.